Freitag, 31. Mai 2013

Zweisprachige Erziehung bei Eltern mit zwei Muttersprachen


Henrik ist dreieinhalb Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in München.

Seine Mutter Ida ist Norwegerin und sein Vater Markus Deutscher.

Beide Elternteile möchten ihm ihre Muttersprache mit auf den Lebensweg geben – er wird zweisprachig erzogen.

Wenn verschiedensprachige Eltern ihren Kindern beide Sprachen beibringen möchten, so empfiehlt es sich das Kind nach einem überlegten Sprachlernkonzept an die beiden Sprachen heranzuführen.

Hierbei haben sich bestimmte Prinzipien als sinnvoll gezeigt.

Eine Person – eine Sprache

Manche Paare entscheiden, dass ein jeder Partner ausschließlich in seiner Muttersprache mit dem Kind spricht.

In unserem Beispiel redet also Ida nur Norwegisch mit Henrik, während sein Vater nur Deutsch mit ihm spricht. Auch wenn es manchmal schwer fallen mag, ist es dennoch mehr als empfehlenswert, dieses Prinzip gerade in den ersten Lebensjahren durchzuhalten, damit Henrik lernt, zwischen den beiden Sprachsystemen zu unterscheiden.

Besondere Förderung der „schwächeren“ Sprache

Wenn eine der beiden Elternsprachen nur zu Hause gesprochen wird, etwa weil das Angebot an zweisprachigen oder fremdsprachlichen Kindergärten fehlt, ist es ratsam, besonders diejenige Sprache zu fördern, die das Kind in seinem Alltag seltener zu hören bekommt. Die „stärkere“ Sprache, also meist die Landessprache, hört das Kind schließlich ohnehin recht häufig – ob auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, wenn Freunde der Eltern zu Besuch kommen, wenn es mit dem Vater spricht...

Diese Förderung der „schwächeren“ Sprache kann beispielsweise dadurch geschehen, dass das Angebot in dieser Sprache besonders interessant gestaltet wird.

Henriks Mutter liest ihm daher viele norwegische Kinderbücher vor, singt mit ihm norwegische Lieder, spielt mit ihm Spiele, wie sie nur in Norwegen gespielt werden oder kocht typisch skandinavische Speisen.

Auch bei der Gestaltung von Familienfesten orientiert sich die Familie eher an norwegischen Traditionen. Die Eltern haben zudem vereinbart, dass zu solchen Gelegenheiten stets nur Norwegisch gesprochen wird.

So behält auch die Sprache für den kleinen Henrik immer auch noch einen ganz besonderen Reiz, da er nur mit genügend Sprachkenntnissen solche besonderen Momente ganz verstehen kann. An solchen Feiern muss also auch Henriks Vater Markus Norwegisch sprechen – und trainiert so seine Fremdsprachenkenntnisse gleich mit.

Andere Familien beschließen beispielsweise, am Wochenende die eine Sprache und während der Woche die andere Sprache zu sprechen. Oder beim Frühstück die eine, beim Mittagessen die andere... Oder im Urlaub die eine... – Wie Sie sehen, gibt es viele Möglichkeiten.

Das Lernen dieser „schwächeren“ Sprache kann ebenfalls durch Filme oder Musik in dieser Sprache gefördert werden. So wird die Neugier des Kindes geweckt, immer auch nachzufragen, wenn es einmal ein Wort in der Sprache nicht verstanden hat.

Wichtig ist schließlich: Sprachenlernen muss auch immer Spaß machen und ist besonders im Kindesalter gerade dann erfolgreich, wenn der Spracherwerb spielerisch erfolgt.

Auf Anwendungsfehler des Kindes richtig reagieren

Wenn Henrik mal wieder beide Sprachen etwas durcheinander bringt, zum Beispiel wenn er abends sagt: „Ich will nicht ins seng!“, so erwidert sein Vater: „Wenn du jetzt ins Bett gehst, les ich dir noch etwas vor.“ Henrik wird also von Markus ganz sanft korrigiert, ohne dass dieser allzu sehr den Zeigefinger hebt.

Des Weiteren sollten die Eltern stets vermeiden, ihr Kind zu überfordern oder vorzuführen, etwa wenn sie sagen: „Henrik, sag mal ... auf Norwegisch!“

Gerade in jungen Jahren würde das Kind kaum wissen, was die Eltern eigentlich von ihm wollen, spielt doch das abstrakte Konzept „norwegische Sprache“ für ihn zunächst einmal gar keine Rolle.

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